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Das Wandern ist des Bäckers Lust!


Vor zehn Jahren war Marc Mundri selbst auf Wanderschaft. Nun macht Geselle Timo gerade bei ihm Station.

Die Bäckerwalz hat eine weit zurückreichende Geschichte, die auch heute noch gelebt wird. Immer wieder machen sich junge Gesellen nach ihrer Lehre auf den Weg, um an den unterschiedlichsten Orten Neues dazuzulernen.

So auch Timo, 28 Jahre alt und fremd freireisender Bäcker und Konditor – so sein offizieller Titel momentan, der eigentliche Nachname wird nämlich während der Walz abgelegt. Ursprünglich aus Schleswig-Holstein kommend, ist Timos aktuelle Wahlheimat das Münsterland. Noch bis Ende des Jahres ist er dort in Marc Mundris Bäckerei Diepenbrock tätig, dann zieht er wieder weiter. Als besonders weit entfernt liegende Ziele stehen in den kommenden Monaten Norwegen und Japan auf Timos Reiseplan. Seine Reisezeit beträgt mindestens drei Jahre und einen Tag. Er kann sich allerdings auch durchaus vorstellen, ein paar Jahre hintendran zu hängen …

Wir haben Timo und Marc Mundri zum Gespräch getroffen.

Interview

Lieber Timo fremd freireisender Bäcker und Konditor: Was war für Sie der Auslöser auf Walz zu gehen und was treibt Sie nach wie vor an?

Timo: Die Walz ist für mich die perfekte Möglichkeit, Reisen und Arbeit miteinander zu verbinden –was zugleich herausfordernd, aber auch sehr belohnend sein kann. Und wenn ich von belohnend spreche, dann meine ich nicht den finanziellen Reichtum, sondern die beruflichen und privaten Erfahrungen. Als ich zum ersten Mal von der Walz erfahren habe, wusste ich sofort, dass ich das auch machen möchte. Ob der Beruf des Bäckers und Konditors schon zu diesem Zeitpunkt und auch davor mein unumstrittener Traumberuf war oder ob er es erst geworden ist, kann ich gar nicht mehr genau sagen. Auf jeden Fall halte ich die traditionelle Wanderschaft so oder so für eine hervorragende Möglichkeit, sich in allen Belangen weiterzubilden.

Wie dürfen wir uns die Wanderschaft in Corona-Zeiten vorstellen? Gibt es aufgrund der Pandemie bestimmte Sonderregelungen?

Timo: Im Grunde genommen ist die Wanderschaft während der Pandemie nicht grundlegend anders als zu „normalen Zeiten“. Es gibt meines Wissens nach keine internen Regeln, die aufgrund der aktuellen Lage umgeschrieben werden müssten. Wir Wandergesellen verhalten uns was die Vorsichtsmaßnahmen anbelangt nicht anders als alle anderen: Maske in geschlossenen Räumen tragen, Abstand halten, sich impfen lassen, Selbstkontrollen durch Corona-Schnelltests etc.

Nun eine Frage an Marc Mundri: Vor zehn Jahren waren Sie selbst auf Walz, Ihr Weg führte Sie beinahe um die ganze Welt. In diesen Tagen arbeitet Geselle Timo in Ihrem Betrieb – wie haben Sie zueinander gefunden?

Marc Mundri: Wir haben uns diesen Sommer über einen gemeinsamen Freund kennenglernt, damals war Timo bei uns zu Gast. Offenbar hat es ihm ganz gut gefallen – denn am 1. Oktober hat er in der Bäckerei Diepenbrock angefangen zu arbeiten. Timo wird uns noch bis Ende des Jahres tatkräftig unterstützen, was gerade in der Vorweihnachtszeit Gold wert ist! Dann ist die Maximalzeit von drei Monaten ausgereizt.

Timo, was haben Sie in der Bäckerei Diepenbrock gelernt, was Sie vorher noch nicht kannten und konnten?

Timo: Etwas, das ich in der Bäckerei Diepenbrock gelernt oder besser gesagt verbessern konnte, ist zum einen der „Einstrangzopf“. Außerdem habe ich beim „Stutenkerl“ dazugelernt. Dieser leckere kleine Kerl mit Tonpfeife ist hier am Nikolaus-Tag äußerst beliebt!

Sie werden auch in den anderen Stationen neue Erfahrungen gewonnen haben – gibt es eine Backware, die die bisherige Hitliste Ihrer Reise anführt?

Timo: Da ich „erst“ seit April auf Wanderschaft bin und seitdem die Bäckerei Diepenbrock meine erste richtige Arbeitsstelle ist, kann ich dazu noch kaum etwas sagen. Mein Lieblingsgebäck ist allerdings mit großem Abstand das typische „Schmalzgebäck“ aus Hefeteig, das man oft auch auf Weihnachtsmärkten findet. Dazu brauche ich unbedingt noch ein gutes Rezept. Vorher werde ich meine Wanderschaft wohl nicht beenden können, fürchte ich…

Deutschland ist ja DAS Land der Brotvielfalt – wo sehen Sie die Zukunft des Bäckerhandwerks?

Timo: Ich bin der Meinung, dass das Bäckerhandwerk durchaus noch das eine oder andere „Goldene Zeitalter“ vor sich hat. Dazu müssen die Bäcker Ihre Backstuben allerdings transparenter gestalten und über Produkte, Zutaten und Herstellungsweise etc. aufklären. Den meisten Menschen ist nämlich gar nicht bewusst, welcher Aufwand hinter einem richtig guten und innovativen Brot steckt. Verbraucher sehen oftmals nur die fertigen Brote im Regal und können nicht richtig nachvollziehen, warum die Preise dafür gerechtfertigt sind.

Marc Mundri: Oftmals erfahren wir aber auch jetzt schon große Anerkennung. Seit einigen Jahren begleite ich die Juroren der Bäckerjugend-Weltmeisterschaften zu den Wettbewerben. Auch dort stelle ich immer wieder fest: Die Vielfalt und Qualität unserer Backkunst kommt auch international hervorragend an! Nirgendwo ist die Auswahl an unterschiedlichen Brotspezialitäten so groß wie bei uns in Deutschland, Gesellen auf Wanderschaft können bei uns wirklich sehr viel lernen.

Brotvielfalt und auch vielfältiges Gebäck: Welche Spezialitäten bietet Ihre Bäckerei im Besonderen zu Weihnachten, Herr Mundri?

Marc Mundri: Neben den Klassikern an süßen Backwaren steht bei unseren Kunden auch unser Brot- und Brötchensortiment an den Feiertagen ganz hoch im Kurs. Allen voran natürlich unser beliebtes Pumpernickel!

Und eine letzte Frage an Sie beide: Haben Sie einen besonderen Wunsch fürs neue Jahr?

Timo: Mein Wunsch für das nächste Jahr ist wie immer, dass jeder zu Hause noch mehr Bewusstsein dafür entwickelt, weniger Lebensmittel zu verschwenden.

Marc Mundri: Und ich wünsche mir, dass sich unser Handwerk auch zukünftig neuen Trends und Entwicklungen gegenüber offen zeigt. Wir müssen für die nachkommenden Generationen spannend, innovativ und beweglich bleiben und immer wieder zeigen, dass der Bäckerberuf sehr viel mehr beinhaltet als frühes Aufstehen und harte Arbeit!

Sie haben Blut geleckt und wollen mehr über die Bäckerwalz erfahren? Oder kennen jemanden, den dieses Thema interessiert?

Dann schauen Sie gerne auf unserer Nachwuchsseite Back dir deine Zukunft rein – neben Informationen über die modernde Walz bietet das Portal umfänglich Auskunft über die Ausbildungsberufe im Bäckerhandwerk.

Und wenn Sie wissen wollen, welche besonderen Brote und Backwaren in Ihrer Gegend zum Jahresende angeboten werden, dann empfehlen wir Ihnen unseren Bäckerfinder – mit dem Sie ganz schnell den Weg zum nächsten Innungsbäcker finden!

So frisch wie unsere Backwaren. Entdecken Sie auf unserem Instagram-Kanal noch mehr Inhalte, Hintergründe und Fachwissen über die Innungsbäcker: https://www.instagram.com/innungsbaecker.

Der Artikel "Das Wandern ist des Bäckers Lust!" erschien am 20.12.2021 auf www.innungsbaecker.de.

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