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„Wir kriegen das gebacken!“ Engagiert im Bäckerhandwerk


Für eine faire, bunte und tolerante Welt setzen sie sich täglich ein – die Helden des Alltags. Mit viel sozialem Engagement kriegen unsere Star-Bäcker der Woche einiges gebacken.

Bäckerei Schmitt

Handwerk hat goldenen Boden – so die Weisheit aus dem Volksmund. Doch was verbirgt sich hinter diesem Spruch eigentlich? Der goldene Boden steht für die Basis, auf der Gutes wachsen und gedeihen kann. Dass dieser Weisheit auch viel Wahrheit innewohnt, zeigen uns aktuell viele Bäcker, die mit ihrem Engagement und ihrer Hilfsbereitschaft zum Vorbild geworden sind. 

Das Handwerk ist bunt!

Mit dieser einfachen und starken Botschaft sorgt Bäcker Axel Schmitt aus Frankenwinheim in den sozialen Medien für Furore. Die Jury der erfolgreichen TV-Serie „Deutschlands bester Bäcker“ ließ sich mit den bunten Broten von Bäckerei Schmitt ablichten und auch Star-Koch Johann Lafer stand für ein Foto Model. Dass sich hinter den bunten Broten ein ernster Hintergrund verbirgt, lässt das Motto „Handwerk ist bunt“ nur schwer vermuten. Dennoch reagierte Axel Schmitt mit seiner Aktion auf ein für ihn sehr ernstes Thema: Auslöser für die Aktion war der Plan einer rechten Partei, die im Nachbarort ihre Parteizentrale für Bayern einrichten wollte. Mit seinen bunten Broten wollte Bäcker Axel Schmitt vor allem eines: ein sichtbares Zeichen setzen. „Als wir von den Plänen erfuhren, hieß es für uns sofort: Stellung beziehen. Wir lehnen alles, was mit dieser Partei zusammenhängt ab und wollten zeigen, dass bei uns rechtes Gedankengut keine Chance hat.“ 

Das bunte Brot, das urdeutscheste aller Lebensmittel, war da genau das richtige Mittel – es sticht ins Auge und ist gleichzeitig ein Symbol für das Handwerk. Axel Schmitt stellt klar: „Das Handwerk ist bunt und nicht eigenbrötlerisch, daran besteht für uns kein Zweifel.“ Was als regionale Aktion gedacht war, nahm auf Facebook schnell größere Ausmaße an. 3200 Likes erreichten die bunten Brote bereits während der ersten Tage und machten die Aktion in ganz Deutschland bekannt.

Katrin und Leila in der Backstube

Wenn Not zur Chance wird

Kathrin und Andreas Wippler führen gemeinsam mit ihrem Vater Michael Wippler einen klassischen Familienbetrieb in Dresden. Für ihr Engagement in der Ausbildung junger Menschen ist die Bäckerei Wippler in der Region bekannt. Doch neben den klassischen „U-20“-Auszubildenden hat Familie Wippler nun einen besonderen Lehrling in der Konditorei. Die Rede ist von Leila Moghadam, die aus dem Iran nach Deutschland flüchtete. Über das Zusammenspiel der Handwerkskammer und der Ausländerbehörde kam Leila Moghadam in Kontakt mit Kathrin Wippler. „Die Handwerkskammer Dresden suchte im November 2014 dringend Praktikumsplätze. Da die Weihnachtszeit vor der Tür stand und wir jede Hand gebrauchen konnten, haben wir zugesagt.“

Nach diesem Praktikum zögerte die Konditormeisterin nicht lange und bot der fleißigen 33-jährigen einen Ausbildungsplatz an. Leila Moghadam lebt nun gemeinsam mit anderen Auszubildenden in einer Wohngemeinschaft über der Bäckerei. Nach der Arbeit fährt sie regelmäßig zu ihrem Deutschkurs. Der Altersunterschied zu ihren häufig jüngeren Ausbildungskollegen ist dabei laut Kathrin Wippler kein Problem: „Leila hat enorm schnell Deutsch gelernt und hat für einige der Jüngeren beinahe so etwas wie eine Mutterrolle übernommen. Während die einen ihr mit ihrem Deutsch helfen, kocht sie für den ein oder anderen auch schon mal das Mittagessen.“ Leilas Wunsch ist es, in Deutschland zu bleiben und eines Tages ein eigenes Café in der Region zu eröffnen.

Direkte Hilfe vom Brötchengeber

Berliner Winter sind kalt, das weiß Karsten Berning aus der Berliner Bäckerei Johann Mayer ganz genau. In Zeiten anhaltender Flüchtlingsströme und länger werdenden Schlangen vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin hat er im Oktober 2015 einen Entschluss gefasst: Er möchte helfen. Ausschlaggebend dafür war eine Spendenaktion in der Schule seines Sohnes. „Als die Spendenaktionen in der Klasse irgendwann erschöpft waren, haben wir uns dazu entschlossen, die Aktion auf unserer Facebookseite fortzuführen. Eine Mutter aus der Klasse meines Sohnes machte uns zu Recht darauf aufmerksam, dass es auch innerhalb Syriens viele Flüchtlinge gibt, denen ein schlimmer Winter bevorsteht.“ So entschloss sich Familie Berning, für diese Menschen aktiv zu werden. Über engagierte Helfer in Berlin kam schließlich der Kontakt zu einem syrischen Arzt zustande, mit dessen Hilfe und Begleitung die Spenden zuerst nach Hamburg und dann per Container direkt nach Homsk verschifft wurden. 

„Die Resonanz war so riesig, dass wir schon drei Tage nach dem Beginn der Aktion die erste Fuhre zur Sammelstelle bringen mussten“, freut sich Karsten Berning, dessen gesamte Familie mit anpackte: Bevor die Kleidung, Medikamente und Spielsachen verschifft wurden, sortierte Familie Berning die Spenden im Lager vor. Das war notwendig, denn der Spendenzulauf seiner Berliner Kunden und Bekannten war groß. Zahlreiche Wintersachen, Spielzeuge und andere Spenden sorgten dafür, dass der geplante Container nicht ausreichte. „Von den Geldspenden konnten wir zum Glück noch einen zweiten hinterherschicken“, so der Schöneberger Bäcker.

Azubi hilft Azubi

Marcus Staib aus Ulm ist ein weiterer Bäcker, der sich für die Integration von Flüchtlingen im Handwerk einsetzt. Die Flüchtlinge, die seit einigen Monaten in der Bäckerei Staib arbeiten, sind Ghebru Aregay aus Eritrea, Kashif Kayani aus Pakistan und Ahemed Abdi Jama aus Somalia. Um den jungen Männern den Einstieg in das Berufsleben als Bäcker zu erleichtern, arbeitet die Bäckerei Staib nach dem Prinzip „Azubi hilft Azubi“. Ein Tandem-Konzept, bei dem jedem der ausländischen Azubis ein deutscher Lehrling zur Seite steht. „Gemeinsam vom anderen lernen“ ist der Grundgedanke dahinter, der bisher aufgeht: Mögliche Vorbehalte der eigenen Belegschaft wurden laut Staib durch den direkten Kontakt und die freundliche und interessierte Art der Neuankömmlinge schnell zerstreut.

Für Bäckermeister Staib ist die Integration von Flüchtlingen eine Frage der Vernunft und der Menschlichkeit: „Diese jungen Menschen geben alles dafür, in unserem Land zu bleiben. Warum sollten wir Ihnen als Arbeitgeber nicht dabei helfen, in Deutschland Fuß zu fassen?“

Brot und Backen im sozialen Kontext

Schon immer sind soziales Engagement und Bäckerhandwerk eng miteinander verknüpft. Geflügelte Worte wie „Brot für die Welt“ oder auch „Brotgeber“ stehen dafür. Der Grund liegt tief in der Geschichte des Bäckerhandwerks verankert. Denn in Zeiten, in denen Lebensmittel knapp waren, kam den Bäckern eine enorme soziale Verantwortung zu. Brot als Lebensmittel ist besonders haltbar und war deshalb vor allem auf Reisen und in den Wintermonaten ein Garant für ausreichend Nährstoffe. Bis vor 250 Jahren war der Mangel an Brot gleichbedeutend mit Hunger, da kaum andere Grundnahrungsmittel - wie Kartoffeln, Mais oder Reis - zur Verfügung standen, auf die ausgewichen werden konnte.

Im jüdischen und christlichen Glauben ist das Brot ein Symbol für das Leben geworden. Dieses religiöse Verständnis von Brot findet Ausdruck in der Kunst und in der christlichen Liturgie. „Ein Brot brechen“ ist auch heute noch Sinnbild für das Teilen und die damit verbundene Nächstenliebe, die das Bäckerhandwerk seit je her prägen

Neben dem großen Engagement der Innungsbäcker unternehmen auch zahlreiche Innungsverbände alles in ihrer Macht stehende, um das Handwerk bunt und vielfältig zu gestalten – auch mithilfe von Flüchtlingen, die sich hier bei uns eine neue Existenz aufbauen müssen. Dabei ziehen alle an einem Strang: So gibt die Bundesakademie Weinheim unter der Leitung von Bernd Kütscher Info-Seminare, in denen interessierte Bäcker erfahren, wie die erfolgreiche Eingliederung von Flüchtlingen funktionieren kann. Die Handwerkskammern und Innungsverbände bieten wichtige Hilfe bei der Vermittlung von neuen Arbeitskräften und helfen auch bei rechtlichen Fragestellungen weiter.

Der Artikel "„Wir kriegen das gebacken!“ - Engagiert im Bäckerhandwerk" erschien am 16.12.2015 auf www.innungsbaecker.de.

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